2. OS Schulexkursion: ein spannender Einblick ins Paraplegiker-Zentrum Nottwil
Am Mittwoch, dem 25. Juni 2025 machte sich die zweite Oberstufe, der auch ich angehöre, auf den Weg nach Luzern, genauer gesagt nach Nottwil ins Paraplegiker-Zentrum. Nach knapp zwei Stunden im Car und mit noch ein wenig erschöpften Schülern vom Vortag kamen wir in Nottwil an.
Wir trafen wenig später dann im Paraforum ein, wo uns eine Frau im Rollstuhl begrüsste und auf einen Saal deutete, in dem wir Platz nehmen sollten. Sie selbst war auch Paraplegikerin und erzählte uns im darauffolgenden Vortrag etwas über ihre Erkrankung, ihre eigenen Erfahrungen und ihren umständlichen Alltag.
Giordi schilderte uns ihren Motorradunfall, den sie mit nur 20 Jahren erlitt und zeigte uns anhand eines virtuellen Skeletts, welche Wirbel bei ihr betroffen sind und welche Auswirkungen eine Verletzung des Rückenmarks auf weitere Strukturen des Körpers hat. Sie zeigte uns Bilder aus ihrer privaten Fotogalerie, unter anderem ein Bild von ihr, auf dem sie auf einem Krankenhausbett liegend ein Baby hält, denn sie konnte trotz ihrer Paraplegie ein gesundes Kind zur Welt bringen, was viele Spezialisten und Gynäkologen für unmöglich hielten. Weiter erklärte sie uns den Unterschied zwischen Para- und Tetraplegie
Nachdem wir uns von Giordi verabschiedeten, nahmen wir den Audioguide entgegen, den wir für die nächste Stunde auf dem Rundgang im Paraforum brauchten, durch das uns Heinrich Dürst – oder einfach „Heiri“ - führte. Auch er war in einen schweren Unfall verwickelt, der ihn zum Paraplegiker machte und in der Folge an den Rollstuhl fesselte. Seine Geschichte ist sehr spannend, denn er ist von Beruf Polizist und sein Unfall erfolgte bei einem Einsatz. Er berichtete, dass es eine Komplikation auf der Autobahn gab und er den Verkehr regeln musste. Es klappte gut, bis eine Autofahrerin zu spät erkannte, dass sie abbremsen sollte und mit rund 100 km/h den damals 37-jährigen Heiri frontal erfasste. Durch diesen heftigen Aufprall wurde er 20 Meter durch die Luft geschleudert, worauf er zuerst auf dem Dach, dann auf der Haube des Einsatzwagens und schliesslich auf dem Boden landete und schwer verletzt liegen blieb. Heute kann er nicht mehr als Polizist auf Patrouille arbeiten, sondern ist als Einsatzleiter in der Einsatzzentrale tätig. Ich erwähne diese Geschichte in diesem Bericht, weil ich es unglaublich finde, wie ein Mensch wie Heiri Dürst einen solch brutalen Unfall überleben und trotz des schweren Schicksals nach wie vor positiv in die Zukunft blicken kann. Die meisten Leute, die einen derartigen Unfall erleiden, finden nur schwer wieder zurück in ihren Alltag.
Nach der kurzen Vorstellungsrunde mit Heiri konnten wir Schüler mit unseren Audioguides selbstständig eine nachgebaute Paraplegiker-WG erkunden, in der wir mit QR-Code ähnlichen Feldern verschiedene, fesselnde Fakten und Geschichten hören konnten. In diesem Raum gab es auch Rollstühle, in die wir uns setzen konnten und uns an Alltagsherausforderungen versuchen konnten, wie beispielsweise einen Kühlschrank zu öffnen oder Teller in die Spülmaschine zu räumen. Als Rollstuhlfahrer sind selbst die einfachsten Sachen eine Herausforderung. Hier konnten wir uns auch in ein Handrad setzen und erfahren, wie eine Radtour als Paraplegiker aussehen könnte – unvorstellbar, wie anstrengend diese Fahrräder in der Bedienung sind.
Danach führte uns Heiri auf einem Rundgang durch das Paraplegikerzentrum. Er erzählte uns bei jedem Bereich, welche Arbeit hier vollbracht wird, um die Patienten dabei zu unterstützen, zurück in den Alltag zu finden. Das Paraplegikerzentrum Nottwil ist sehr gut ausgestattet, weshalb es auch nicht verwundert, dass es für jegliche Therapien (Physio-, Psycho-, Ergo- uvm.) eigene Stockwerke und Behandlungszimmer gibt. Heiri hatte uns unter anderem auch gezeigt, wo frisch verunfallte Menschen eingeliefert werden, was dann die darauffolgenden Schritte bis zur Operation und zurück in den eigenen Alltag sind. Weiter hat das Paraplegikerzentrum eine hauseigene Autogarage, in der die Autos der Patienten umgebaut werden, sowie Fahrlehrer, die die Fahrprüfung im neuen Auto abnehmen, sodass Paraplegiker wieder selbständig Autofahren können.
Während des ganzen Vormittags bewunderte ich Heiris Lebenseinstellung, Herzlichkeit und Dankbarkeit. Viele Leute haben bei Weitem keine solch gesunde Lebenseinstellung nach einem lebensverändernden Unfall oder einer Krankheit. Heiri hat häufig erwähnt, wie dankbar er sei, noch zu leben und dass er von Grund auf glücklich sei.
Nachdem wir uns bei Heiri bedankt und uns von ihm verabschiedet haben, konnten wir im Restaurant des Zentrums einen feinen Zmittag geniessen.
Darauf machten wir uns wieder auf den Weg zum Car, in den wir müde einstiegen und den einige von uns auf der Heimfahrt als Schlafmöglichkeit nutzten. Wir hatten einen ereignisreichen und spannenden Tag im Paraplegiker-Zentrum und konnten viele interessante Fakten und Geschichten mit nach Hause nehmen.
28.06.2025, Lena Gadient, 2sa